1.
Von Zeichen und Zahlen

2.
Von Kerben, Knoten,
Kugeln und Linien


3.
Von Rechnern der
Astronomen, Seefahrer
und Geodäten


4.
Von Stäbchen, Walzen
und mechanischen
Maschinen


5.
Von analogen und
digitalen Bauteilen


6.
Von Rechenmaschinen,
Taschenrechnern
und PCs


 

Das Rechnen und Zählen mit Hilfe von Kieselsteinen (lat. calculi) ist seit dem 6. Jahrtausend v. Chr. belegt. Seit etwa 3000 v. Chr. gab es in Persien mit Linien versehene Rechentische, die Kieselsteine wurden je nach Stellenwert den Linien zugeordnet.

Eines der ältesten Rechenbretter war ein primitives mit Sand bestreutes Brett mit erhöhtem Rand. Mit dem Finger oder einem Bambusstäbchen konnte man Zahlzeichen in den Sand zeichnen. Belegt ist diese Art von Abakus bei den Griechen und den semitischen Völkern. Von dem semitischen Wort für Sand (= abq) wurde wahrscheinlich auch der Begriff Abakus abgeleitet. Möglicherweise diente der Sandabakus auch zum Aufzeichnen geometrischer Formen.

Dies war der Beginn des später weit verbreiteten Rechenbretts oder Abakus. In Griechenland rechnete man mit dem Sandabakus, einem primitiven Vorläufer des Rechenbretts: in ein mit Sand bestreutes Brett mit erhöhten Rändern malte man mit dem Finger oder einem Griffel Zahlensymbole.

Eine Weiterentwicklung davon war die Salaminische Tafel aus dem 4. Jahrhundert v. Chr., die schon waagrechte Linien hatte. Ihren Namen verdankt die Tafel der griechischen Insel Salamis, ihrem Fundort. Die Salaminische Tafel hatte waagrechte Linien, auf denen die Zählsteine hin- und hergeschoben wurden.

Die Stellenbezeichnungen waren auf einer Seite mit griechischen Zahlzeichen von 1 bis 1000 angegeben, auf der anderen Seite waren Münzsymbole (von 1/8 Obol bis 6000 Drachmen) aufgezeichnet. Dass noch ältere Rechenbretter existierten, belegen zahlreiche Erwähnungen in der Literatur.

So erzählt beispielsweise der griechische Schriftsteller Herodotus (485 - 425 v. Chr.) in seinen Reisebeschreibungen über Ägypten, dass die Ägypter im Gegensatz zur griechischen Gepflogenheit ihre Kieselsteine auf den Rechenbrettern von rechts nach links bewegten. Dies war die Grundlage für alle anderen Varianten des Abakus.

Neben dem Rechenbrett griechischer Provenienz war im Römischen Reich auch ein Handabakus aus Bronze in Gebrauch, der nur 12 x 9 x 0,5 cm groß war. Anstelle der losen Steine auf dem Rechenbrett waren in neun langen und acht kurzen Schlitzen bewegliche Kugeln in Nietenform fixiert, die sich zum Rechnen hin- und herschieben ließen. Dieser römische Kleinrechner hat sich in Europa nicht verbreitet.

 

In einigen Regionen Chinas ist ebenfalls eine Art Knotenschnur als Rechenhilfsmittel belegt. Älter und weiter verbreitet waren jedoch Rechenstäbchen, die seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. genutzt wurden. Erste Hinweise auf einen Vorläufer des Abakus stammen aus dem 5. und 6. Jahrhundert n. Chr. Dies waren Beschreibungen von Rechenoperationen mit „arithmetischen Kugeln“.

Der Abakus in der heute noch gebräuchlichen Form, der Suanpan, ist seit dem 13. Jahrhundert nachweisbar. Er besteht aus zwei Teilen: dem oberen sog. Himmel mit jeweils zwei Kugeln und dem unteren, der Erde, mit 5 Kugeln. Die oberen Kugeln haben jeweils einen Zahlenwert von 5, die unteren von eins. Gerechnet wird von rechts nach links, d. h. der rechte Stab entspricht den Einern, der zweite von rechts den Zehnern, der dritte den Hundertern usw.

Von China gelangte der Abakus im 17. Jahrhundert nach Japan. Die ursprünglich chinesische Version des Abakus mit zwei Kugeln über und fünf Kugeln unter dem Balken wurde um 1900 auf fünf und eins reduziert. In den 1920er Jahren setzte sich die heutige Form (4 + 1) durch. Aufbau und Funktionsweise des Soropan gleichen dem Suanpan sowie den vietnamesischen und koreanischen Rechenbrettern.

Auch in Russland wird der Abakus heute noch genutzt. Im Gegensatz zu den ostasiatischen Rechenbrettern sind die Drähte mit jeweils zehn Kugeln in waagrechter Position angebracht. Zur optischen Hervorhebung der Fünferstelle sind die fünfte und die sechste Kugel andersfarbig. Der russische Abakus kam im Zuge des französischen Russlandfeldzuges Napoleons nach Frankreich. Der französische Ingenieur und Mathematiker Jean-Victor Poncelet (1788 - 1867) hatte an diesem Feldzug 1812 teilgenommen und war in russische Kriegsgefangenschaft geraten, wo er zum ersten Mal einen Stschoty sah. Seinem Interesse ist es zu verdanken, das dieses Rechenhilfsmittel in Westeuropa bekannt und zum Vorbild für den deutschen Schulabakus wurde.

Der deutsche Schulabakus ist wie der russische aufgebaut. Auf zehn waagrecht angebrachten Drähten befinden sich jeweils zehn Kugeln, wobei sich die ersten fünf Kugeln auf dem Draht von den nächsten fünf Kugeln farblich unterscheiden. In der Nullstellung sind alle Kugeln an den linken Rand geschoben. Das Rechnen erfolgt von links nach rechts sowie gemäß dem Stellenwert von unten nach oben. Die untere Kugelreihe entspricht folglich den Zahlen 1 bis 9, die zweite von unten 10 bis 99, die dritte 100 bis 999 usw.

 

 


© Grafiken:
Abaki - Jörn Lütjens
Salaminische Tafel - EML-Research