1.
Von Zeichen und Zahlen

2.
Von Kerben, Knoten,
Kugeln und Linien


3.
Von Rechnern der
Astronomen, Seefahrer
und Geodäten


4.
Von Stäbchen, Walzen
und mechanischen
Maschinen


5.
Von analogen und
digitalen Bauteilen


6.
Von Rechenmaschinen,
Taschenrechnern
und PCs


 

Der sprichwörtliche „Knoten im Taschentuch“ geht auf ein heute vergessenes neuzeitliches Memorierungssystem zurück: auf den sog. Müllerknoten. Der Müllerknoten am Mehlsack war im Badischen bis ins frühe 20. Jahrhundert nicht nur ein Verschlussmittel.

Die Müller nutzten die Form der Sackknoten ihrer Mehlsäcke zur Fixierung von zwei Informationen: mit der Zahl der Knoten wurde das Gewicht, das man damals in Sester und Malter angab, notiert. Die Art der Schlaufen gab Auskunft über die Mehlsorte oder den Mahlgrad.

Die Inkas hatten einen komplexen Datenspeicher aus Knoten entwickelt: das Quipu (quipu = Knoten in Quetschuan), eine Knotenschnur mit unterschiedlichen Zahlenpositionen. Mit dem Quipu hielten sie wichtige volkswirtschaftliche Daten fest, zählten und speicherten Mengenangaben. Staatsbeamte, die „quipucamayoc“ (Knotenwächter), waren verantwortlich für die präzise Notierung von Vorratsbeständen, Steuereinnahmen und Ernteerträgen und verwalteten so das über 3000 Kilometer lange Andenreich.

Je nach Anzahl und Position gaben die Knoten auf den senkrecht herabhängenden Schnüren unterschiedliche Werte wieder. Die untere Knotenreihe umfasste die Werte 1 bis 9, die zweite von unten 10 bis 99, die dritte 100 bis 999 etc. Ein weiteres Unterscheidungskriterium war die Farbe der Schnur. So gab z. B. eine gelbe Schnur die Anzahl der Rinder wieder, eine braune Schnur die Anzahl der Schafe usw. Die Quipus wurden noch im 19. Jahrhundert von peruanischen Hirten zur Erfassung ihrer Viehbestände genutzt.

 

 

Eine andere Funktion hatten die Knotenschnüre in Ägypten. Schon die Grundrisse der alten Pyramiden wurden mit Seilen aus Hanf oder Binsen, die zur Erleichterung der Vermessung in regelmäßigen Abständen mit Knoten versehen waren, festgelegt. Knotenschnüre wurden zudem bei der jährlich stattfindenden Neuvermessung des Nilschwemmlandes benutzt.

Sie versahen die Schnüre mit 12 Knoten in gleichen Abständen und fixierten sie in Form eines rechtwinkligen Dreiecks. Dies geschah unter Aufsicht eines staatlichen Seilspanners, der auf der Basis der durchgeführten Vermessungen die Grundsteuern festlegte. Die Seile wurden dabei in Form eines rechtwinkligen Dreiecks mit jeweils drei, vier und fünf Knoten gelegt.

Dann wurde über jeder der drei Seiten ein Quadrat gespannt. Die Grundflächen der Quadrate links und rechts des rechten Winkels waren genauso groß wie das Quadrat, das sich an den Verbindungsschenkel (Hypotenuse) der zwei Endpunkte anschloss. Aus den Schenkellängen ließ sich die Fläche der anschließenden Quadrate errechnen. Dieses Praxiswissen fasste der Grieche Pythagoras (ca. 580– 500 v. Chr.) in seinem berühmten Lehrsatz als a² + b² = c² zusammen.

 

 


Quellen:
Müllerknoten - www.land.salzburg.at/hs-kuchl/hsk-math/Knoten.htm
Quipu - aus Meyers Konversationslexikon von 1888