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Der sprichwörtliche „Knoten im Taschentuch“ geht auf ein heute
vergessenes neuzeitliches Memorierungssystem zurück: auf den
sog. Müllerknoten. Der Müllerknoten am Mehlsack war im
Badischen bis ins frühe 20. Jahrhundert nicht nur ein Verschlussmittel.
Die Müller nutzten die Form der Sackknoten ihrer Mehlsäcke zur Fixierung von zwei Informationen: mit der Zahl der Knoten wurde das Gewicht, das man damals in Sester und Malter angab, notiert. Die Art der Schlaufen gab Auskunft über die Mehlsorte oder den Mahlgrad.
Die Inkas hatten einen komplexen Datenspeicher aus Knoten entwickelt: das Quipu (quipu = Knoten in Quetschuan), eine Knotenschnur mit unterschiedlichen Zahlenpositionen. Mit dem Quipu hielten sie wichtige volkswirtschaftliche Daten fest, zählten und speicherten Mengenangaben. Staatsbeamte, die „quipucamayoc“ (Knotenwächter), waren verantwortlich für die präzise Notierung von Vorratsbeständen, Steuereinnahmen und Ernteerträgen und verwalteten so das über 3000 Kilometer lange Andenreich.
Je nach Anzahl und Position gaben die Knoten auf den senkrecht herabhängenden Schnüren unterschiedliche Werte wieder. Die untere Knotenreihe umfasste die Werte 1 bis 9, die zweite von unten 10 bis 99, die dritte 100 bis 999 etc. Ein weiteres Unterscheidungskriterium war die Farbe der Schnur. So gab z. B. eine gelbe Schnur die Anzahl der Rinder wieder, eine braune Schnur die Anzahl der Schafe usw. Die Quipus wurden noch im 19. Jahrhundert von peruanischen Hirten zur Erfassung ihrer Viehbestände genutzt.
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